Wenn es um technologische Neuerungen und Trends geht, sind wir in Deutschland ja bekanntlich nicht die earliest adopters.
Aber der Blick in die USA und nach Asien verrät verlässlich, vor welchen Megatrends auch wir Teutonen uns nicht gänzlich werden wegducken können.
Ein unumkehrbarer Paradigmenwechsel beispielsweise ist derjenige, vom stationären zum mobilen Internetkonsum.
Video goes mobile
Mit der Verbreitung des Technologiestandards der fünften Generation für mobile Breitbandnetze (5G) wird die mobile Internetnutzung nochmals einen enormen Schub erfahren.
Der hohe Datendurchsatz des 5G Standards wird zudem dafür sorgen, dass auch des Internetusers liebstes Medium noch stärker Einzug hält auf den Smartphones: Video.
52 % aller Videoansichten im Netz finden heute bereits mobil statt.
Facebook for Business
Laut einer Cisco-Studie werden im Jahr 2022 Video und Multimedia bereits bis zu 85% des gesamten weltweiten Internettraffics ausmachen. Beide Entwicklungen zusammengenommen lassen mittelfristig nur einen Schluß zu: Videokonsum wird mobil.
Für uns Werbefilm-Kreative ändert diese Erkenntnis so einiges.
Mobile Video folgt eigenen Regeln
Video für Mobilgeräte und gerade mobile Video Ads folgen gänzlich anderen inhaltlichen, gestalterischen und formalen Regeln, als die klassischen Werbefilm-Formate wie TV-Spots oder Imageclips.
Entscheidender noch als die technologische Veränderung des Wiedergabemediums, ist hierbei allerdings das geänderte Nutzerverhalten.
Internet und im Speziellen social media wird am Smartphone deutlich anders konsumiert als am Desktoprechner.
Ein wichtiger Unterschied für uns Filmgestalter ist die Scrollgeschwindigkeit und damit die Aufmerksamkeitsspanne des Users am Mobilgerät.
Beispielsweise wird der Newsfeed auf dem Smartphone wird im Durchschnitt sagenhafte 41% schneller durchgescrollt als am Desktoprechner.
Nutzer scrollen um 41 % schneller durch einen mobilen News Feed als durch einen News Feed am PC.
Facebook for Business
In der Folge bedeutet dies, dass unser Content die Aufmerksamkeit des mobilen Users deutlich schneller gewinnen muss, als am PC-Monitor.
Die gute Botschaft ist allerdings, dass trotz der rasanten Scrollgeschwindigkeit die Merkfähigkeit mobiler Inhalte höher ist als die von Desktop-Inhalten. Nach durchschnittlich nur 0,25 Sekunden Ansichtszeit, wird Content aus dem mobilen Newsfeed vom User bereits erinnert.
Bereits nach 0,25 Sekunden watchtime erinnern sich User an Inhalte mobiler Feeds.
Facebook for Business
Die eklatantesten Eigenheiten der mobilen social media Nutzung sind demnach:
- Extrem kurze mobile Aufmerksamkeitsspanne von ca. 1,7 Sek pro piece of content.
- Deutlich erhöhte Merkfähigkeit von mobilen Inhalten, bereits nach 0,25 Sekunden watchtime.
Aus diesen Erkenntnissen lassen sich verschiedene Gestaltungsprinzipien für mobiles Videoadvertising ableiten:
Pack die Aufmerksamkeit bei den Hörnern!
Die Storyline eines TV Werbespots beispielsweise folgt meist dem klassischen 3-Akt-Schema von Einleitung, Hauptteil, Schluß, also in gewissem Sinne dem Schema Vorspeise, Hauptgang und Nachtisch.
Wenn ein mobiler Spot in der gleichen Weise aufgebaut wäre, hätten wir ihn nach der Vorspeise bereits wieder aus dem Blickfeld gescrollt.
Das klassische 3-Akt-Schema taugt also offensichtlich nicht für mobile Spotkonzepte.
Wir haben mobil überhaupt keine Zeit, die Charaktere behutsam einzuführen, Spannung aufzubauen, einen Konflikt zu etablieren und einen Wendepunkt herauszuarbeiten.
Im Gegenteil, das Geschichtenerzählen fürs mobile Internet muss ohne Vorspeise und ohne Hauptgang auskommen. Wir starten stattdessen direkt mit dem Nachtisch. Schwarzwälder Kirschtorte in the face, sozusagen.
Mit folgenden Kreativmaßnahmen ziehen wir den Zuschauer von Sekunde 0 an in den Bann:
6 Tipps zu Mobile Video Ad Gestaltung
1. Nachtisch zuerst!
Der mobile Zuschauer lässt uns keine Zeit Geschichten in epischer Breite zu erzählen, deshalb beginnen wir das Menü mit dem Dessert und hauen gleich zum Start, bestenfalls innerhalb der ersten 3 Sekunden den wichtigsten und aufmerksamkeitsstärksten Teil der Story raus.
2. Branding
Wir machen uns die enorme Merkfähigkeit von mobile Inhalten zu Nutze: Wenn wir den Absender des Clips direkt zu Beginn kommunizieren, haben wir eine hohe Chance, dass sich die Zuschauer beim nächsten Mal an unsere Marke erinnern. Hierfür kann ein klassisches Branding in Form einer Logo-Einblendung verwendet werden, bei Brands mit hoher Bekanntheit können aber auch bereits bekannte Claims oder Farbschemata ausreichen.
3. Bildgestaltung
Wir Menschen reagieren reflexhaft auf Bewegung, aus diesem Grund ist Bewegtbild deutlich aufmerksamkeitsstärker als statische Bilder.
Zusätzlich bindet Video die Aufmerksamkeit bis zu 5x länger als ein Standbild.
Der Bewegungseffekt lässt sich zusätzlich verstärken, in dem man den Clip beispielsweise mit einer sehr schnellen Schnittfolge von versch. Szenen beginnen lässt, oder in dem man in der Anfangssequenz schnelle / heftig bewegte Bildinhalte präsentiert.
Weitere gestalterische Kniffe, um den Zuschauer direkt in den Bann zu ziehen können sein:
- Prominente Platzierung der Protagonisten, bzw. der wichtigen Bildelemente
- Ungewöhnliche Blickwinkel oder Einstellungen (bspws. Makro Aufnahmen)
- Schnelle, effekthascherische Animationen
- Auffallende / ungewöhnliche Bilder
- Text der visuell und inhaltlich Aufmerksamkeit erregt
4. Format
Smartphones werden zu 98% der Nutzungsdauer vertikal gehalten. Diesem Userverhalten sollten wir die Video-Inhalte anpassen und mobile Videos im Square, oder Hochkantformat produzieren.
Bild-Seitenverhältnis | Einsatzzweck |
1:1 | Instagram- oder Facebook-Newsfeed sowie Carousel-Ads. |
4:5 | Instagram- oder Facebook-Newsfeed. |
2:3 | Instagram- oder Facebook-Newsfeed. |
9:16 | Stories auf Instagram, Facebook oder im Messenger, oder auf Whatsapp. |
5. Keep it short & simple:
Mit Lauflängen von max. 15 Sekunden erhöht sich die Chance, dass die User das Video bis zu Ende ansehen. Gut für unsere Webebotschaft und ein positiver Indikator für die Algorithmen der sozialen Netzwerke, hinsichtlich der Relevanz des Inhalts für den jeweiligen User.
6. Stummfilm is the new black
Ein großer Anteil der User scrollt mit ausgeschaltetem Ton durch die social media Newsfeeds. Unsere Message sollte daher auf der Textebene, bzw. mittels Untertiteln transportiert werden, um diesen Teil des Publikums nicht zu verlieren.
Videos mit Untertiteln haben im Schnitt eine 12% längere watchtime.
Facebook for Business
Diejenigen, die den Ton eingeschaltet haben, sollten allerdings mindestens mit einem ansprechenden Sounddesign bzw. einer catchy Filmmusik belohnt werden.
Fazit
Für den effektiven Einsatz von Video-Ads auf social media Kanälen ist eine gezielt für die mobile Internetnutzung optimierte Filmgestaltung unerlässlich.
Gleichermaßen unerlässlich ist allerdings das ausgiebige testen der Kampagnen und die permanente Optimierung auf Basis der generierten Daten-Insights.
Die oben aufgeführten 6 Tipps zur Gestaltung von mobile Video-Ads sind als grundlegender Leitfaden für die mobile Videogestaltung zu verstehen. Dennoch handelt es sich auch bei mobile Video-Ads natürlich um individuelle Kreativprodukte, die in Ihrer Wirkung nie hundertprozentig plan- und vorhersagbar sind.
Deshalb: Kennt die mobilen Fallstricke, seid maximal kreativ und testet, testet, testet! Happy video making!
Meet you at the Fireplace!
Wenn du Unterstützung bei der Konzeption, Gestaltung und Erstellung Deiner mobile Video-Ads benötigst, schreib uns jederzeit unverbindlich an, wir freuen uns!